Was sind gastrointestinale Infektionen?
Gastrointestinale Infektionen sind Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, die durch verschiedene pathogene Erreger wie Bakterien, Viren, Protozoen oder Helminthen (Würmer) verursacht werden. Typische Symptome umfassen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Die verschiedenen Erreger weisen eine unterschiedliche Saisonalität auf und können unterschiedliche Altersgruppen betreffen.
Die häufigsten Viren, die eine gastrointestinale Infektion hervorrufen, sind Noro- und Rotaviren. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Campylobacter, Clostridioides difficile und Salmonellen.
Weniger häufig in Deutschland sind Protozoen, die gastrointestinale Parasiteninfektionen verursachen. Hauptsächlich kommen Protozoen in den Tropen und Subtropen vor. In Deutschland sind sie vor allem verantwortlich für reiseassoziierte Infektionen, jedoch gibt es einige häufigere Erreger auch in Deutschland.
Daneben gibt es gastrointestinale Infektionen durch Helminthen (Würmer). Sie kommen hauptsächlich in den Tropen und Subtropen vor und treten ebenfalls als reiseassoziierte Infektionen auf. Einige Helminthen, wie Ascaris lumbricoides (der Spulwurm), Enterobius vermicularis (der Madenwurm) und Strongyloides stercoralis (der Zwergfadenwurm), sind aber auch in Mitteleuropa weit verbreitet.
Diese große Vielfalt an Erregern macht die genaue Identifikation zu einer wichtigen, jedoch nicht einfachen Aufgabe für Ärzte.
Multiplex-PCR: Eine innovative Diagnosemöglichkeit
PCR steht für Polymerase-Kettenreaktion, eine Technik, die in der Molekularbiologie weit verbreitet ist, um DNA zu vervielfältigen. Der Begriff „Multiplex“ bezieht sich darauf, dass mehrere Ziele gleichzeitig analysiert werden können. Somit werden viele Erreger-PCRs in einem Reaktionsansatz gemessen, einem sogenannten Panel.
Im Kontext von gastrointestinalen Infektionen ermöglicht die Multiplex-PCR oder ein PCR-Panel den simultanen Nachweis verschiedener Krankheitserreger, was die Diagnosezeit erheblich verkürzen kann. Für jede Gruppe von gastrointestinalen Infektionserregern wird jeweils ein Panel angeboten: das Gastrointestinale-Infektionen-Panel (Bakterien und Viren), das Protozoen-Panel und das Helminthen-Panel.
Multiplex-PCR-Panels bieten den Vorteil, dass eine breite Palette von pathogenen Erregern gleichzeitig nachgewiesen werden kann. Dies kann zu einer beschleunigten Diagnosestellung führen, und eine adäquate Therapie kann früher eingeleitet werden.
Obwohl mit Multiplex-PCR-Panels sehr zuverlässig und zeitnah Diagnosen gestellt werden können, empfiehlt die aktuelle Leitlinie noch nicht deren Einsatz als primäre Methode in der Basisdiagnostik von gastrointestinalen Infektionen. Gründe sind zum Beispiel, dass bei bakteriellen Infektionen nur eine kulturelle Diagnostik auch eine Resistenztestung der Erreger ermöglicht. Deshalb kann das Labor bei allen Proben, bei denen ein pathogenes Bakterium in der PCR nachgewiesen wurde, für alle relevanten Bakterien zusätzlich eine Kultur für die Resistenztestung durchführen. Multiplex-PCR-Panels zur Diagnostik von Protozoen und Helminthen sind zudem noch recht neu auf dem Markt.
Die Bedeutung von Multiplex-PCR-Panels in der Praxis
Ärzte können durch den Einsatz der Multiplex-PCR-Panels pathogene Erreger von gastrointestinalen Infektionen schnell nachweisen und somit eine notwendige Therapie frühestmöglich einleiten. Insbesondere bei Protozoen- und Helminthen-Infektionen, zum Beispiel bei unspezifischen gastrointestinalen Beschwerden nach einer Auslandsreise in die Tropen und Subtropen, übersteigt die Nachweisrate an Erregern deutlich die der bisherigen mikroskopischen Untersuchung. Die Untersuchung ist somit nicht nur für klassische „heimische“ Infektionen, sondern auch für Reiserückkehrer sinnvoll.
Referenzen:
- https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/the-top-10-causes-of-death zuletzt abgerufen am 19.03.2024
S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Stand: November 2023